Wie wir achtsam mit Lebensmitteln umgehen

Jährlich landen geschätzt 1,3 Milliarden Tonnen an Lebensmitteln weltweit im Müll. Es wird Zeit, dass wir unserer Ernährung mit mehr Achtsamkeit begegnen und lernen, Lebensmittel wertzuschätzen.

Internationaler Tag gegen Lebensmittelverschwendung

Am 29. September jährt sich der Internationale Tag gegen Lebensmittelverschwendung, der durch die Vereinten Nationen ins Leben gerufen wurde. Er soll mehr Bewusstsein für unseren Umgang mit Lebensmitteln schaffen und dafür sorgen, dass wir weniger wegwerfen. Denn laut Schätzungen der Welternährungsorganisation (FAO) gehen weltweit ein Drittel der Lebensmittel verloren, die für die menschliche Ernährung produziert werden – jährlich sind das 1,3 Milliarden Tonnen. Es wird also Zeit, über unser Verhältnis zu unserem Konsum zu sprechen und zu überdenken, welche Erwartungen wir an Produkte haben, wie wir einkaufen und vor allem was wir besser machen können.

Allein in Deutschland landen jährlich etwa zwölf Millionen Tonnen an Lebensmitteln im Müll. Dabei unterscheiden wir zwischen Lebensmittelverlusten und -verschwendung. Zu ersteren zählen die Produkte, die in der Produktion oder Verarbeitung verloren gehen, weil sie beispielsweise aufgrund von Kühlausfällen verfaulen. 14 Prozent der Verluste entstehen in der Lieferkette bis zum Einzelhandel und 15,3 Prozent in der Landwirtschaft in Form von Nachernteverlusten.

Wo wir als private Konsument*innen ansetzen können, ist unser tägliches Verhalten, wenn wir einkaufen und in einem Restaurant essen gehen sowie zu Hause kochen und backen. Denn 13 Prozent der Lebensmittel landen im Einzelhandel im Müll, 26 Prozent in der Außer-Haus-Verpflegung und 61 Prozent in den privaten Haushalten, was den mit Abstand größten Anteil ausmacht. Pro Kopf werfen wir dementsprechend 75 Kilogramm Lebensmittel jährlich weg. Zwar können wir die Industrie nicht von einem auf den anderen Tag verändern, doch diese Zahlen beweisen, dass wir durch unser eigenes Verhalten allein einen großen Einfluss ausüben und mehr Achtsamkeit für Lebensmittel an den Tag legen können.

 

Mehr Wertschätzung für unsere Umwelt

Unsere hohen Erwartungen an Super- und Biomärkte prägen das vorherrschende Bild: Die Auswahl an Gemüse- sowie Obstsorten, Fleisch- und Milchprodukten ebenso wie Gebäck ist so groß, dass die Läden nicht dazu in der Lage sind, alles zu verkaufen, bevor es schlecht wird. Insbesondere wenn das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten ist, wollen die meisten Konsument*innen das Produkt nicht mehr erwerben, obwohl es in den meisten Fällen noch genießbar ist – schließlich handelt es sich nicht um ein Wegwerfdatum, sondern lediglich um eine Empfehlung. Unsere hohen Ansprüche gehen aber noch weiter, denn wir möchten in der Obst- und Gemüseabteilung nur perfekte Exemplare sehen, deren Formen nicht von einer Norm abweichen. Doch Pflanzen wachsen nicht nach bestimmten Maßstäben und können unterschiedlich aussehen, manchmal krumm und mit Dellen, aber sind stets genauso lecker.

Unsere Wertschätzung sollte nicht nur Lebensmitteln gelten, die unserer Meinung nach perfekt aussehen, sondern allen Möhren, Kartoffeln und Zitronen, die nicht rund und ebenmäßig sind, aber dennoch unsere Ernährungsgrundlage darstellen. Mit viel Zeit, Ressourcen wie Wasser, Energie und Landflächen sowie intensiver Pflege haben Landwirt*innen sie angebaut und geerntet – sie wegzuschmeißen, nur, weil wir im Überfluss leben, ist keine Option. Die meisten Menschen dieser Erde, vor allem in Entwicklungsländern, haben nicht die Möglichkeit, die schönsten Früchte auszuwählen, sondern müssen aufgrund ihrer Armut, schlechter Infrastruktur und enormer Verteilungsunterschiede weniger einkaufen – viele von Ihnen leiden Hunger. Der Reichtum in Industriestaaten darf nicht dazu führen, dass immer mehr produziert wird, weil wir es uns leisten können. Mit 26 Prozent Anteil an der Lebensmittelverschwendung spielt auch die Gastronomie in diesem Kontext eine große Rolle. Die Portionen werden immer größer und die Buffets immer länger, was zwangsläufig zum Verlust von Lebensmitteln führt, die noch völlig in Ordnung sind.

Tiere sind keine (Wegwerf)Ware

Besonders dramatisch ist der Verlust von Lebensmitteln, wenn es sich dabei um tierische Produkte handelt. Denn dahinter verbergen sich unzählige Lebewesen, die ihr Leben meist in einer nicht tiergerechten Umgebung leidvoll fristen und anschließend hergeben mussten. Schätzungen zufolge werden weltweit jährlich etwa zwölf Milliarden Tiere „weggeworfen“. Landen tierische Produkte im Müll, bedeutet das, dass die Tiere umsonst gelebt haben und gestorben sind. Solange es gesellschaftlich anerkannt ist, Tiere für unseren Konsum zu halten und zu töten, sollte es das Mindeste sein, dass wir sie als fühlende Lebewesen wertschätzen. Dazu gehört nicht nur, dass wir ihnen in unserer Obhut ein tiergerechtes Leben ermöglichen, sondern auch, dass wir die Produkte, die wir ihnen zu verdanken haben, nicht achtlos wegwerfen.

 

Was können wir aktiv tun?

Unseren Konsum kritisch zu beleuchten ist der erste Schritt zu einem gesünderen Verhältnis zu Lebensmitteln, das nicht länger wertvolle Ressourcen und Tierleben missachtet. Ein Lebewesen ist keine Wegwerfware, weshalb wir die intensive Tierhaltung hinterfragen müssen. Denn je weniger Fleisch- und Milchprodukte wir verzehren, umso weniger Tierleid haben wir als Gesellschaft zu verantworten. Die enormen Mengen, die heute an Fleisch, Milch, Eiern und Co. produziert werden, sorgen automatisch dafür, dass viele Tiere und ihre Produkte zur Wegwerfware werden. Doch Tiere sind kein Abfall. Immer weniger Fleisch- und Milchprodukte in den täglichen Speiseplan einzuplanen oder gänzlich auf eine vegane Ernährungsweise zu setzen, macht einen großen Unterschied und sorgt für mehr Bewusstsein für das, was hinter den Produkten im Supermarkt steckt.

Achtsam zu essen bedeutet, zu hinterfragen, woher unsere Lebensmittel kommen, welche Ressourcen und wie viel Arbeit sie gekostet haben. Realistische Mengen an Obst und Gemüse zu kaufen und sie richtig zu lagern, trägt dazu bei, dass wir als Konsument*innen weniger Lebensmittel verschwenden. Das, was wir nicht mehr rechtzeitig aufbrauchen, können wir einfrieren oder einlegen, wie zum Beispiel Paprika oder Gurken. Im Restaurant können wir unsere Portionen einpacken lassen oder am besten gleich unsere eigenen Boxen mitnehmen, sodass kein unnötiger Müll entsteht. Außerdem können wir auf regionale sowie saisonale Gemüse- und Obstsorten setzen, denn so fallen weite Importwege weg, bei denen es zu weiteren Verlusten kommt. Ist das Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen, so hilft es, an dem Produkt zu riechen und es zu probieren, denn meistens ist es noch völlig in Ordnung, auch wenn es bereits „abgelaufen“ ist. Darüber hinaus ist Resteverwertung eine leckere Möglichkeit, um das zu benutzen, was in unserem Kühlschrank liegt. Viele Inspirationen dafür gibt es auf unserer Rezeptseite sowie auf www.tierschutz-genießen.de – weil jede Mahlzeit zählt.

Von Melanie Frommelius, Redakteurin beim Deutschen Tierschutzbund